22.9.
14.17 Uhr
Ich kann mein Nachtkorsett nicht tragen. Nachtkorsett heißt es, weil ich es nur nachts zum Schlafen tragen soll, beziehungsweise das stimmt so nicht, ich dürfte es natürlich auch tagsüber tragen, wenn ich das wollte. Aber das wäre so überhaupt nicht in Frage gekommen. Deswegen habe ich mich darauf eingelassen, als es hieß, „na ja, vielleicht wäre ein Nachtkorsett ja eine Möglichkeit …“. Weil, so dachte ich, nachts sieht man mich nicht, nachts schlafe ich und merke überhaupt nicht, dass ich in einen Panzer eingezwängt bin … ja, so dachte ich. Aber schon das Anziehen ist mühsam, das Festziehen der Gurte auch, das Atmen nicht ganz einfach, das Hinsetzten auch nicht, das Aufstehen auch nicht, das Ins-Bett-Legen auch nicht. Das Liegen im Bett und das Einschlafen-Wollen funktionieren nicht, weil ich keine bequeme, vertraute Enschlafposition finde. Ich kann mir das unbequeme Ding einfach nicht wegdenken. Also habe ich es nicht mehr angezogen, ich habe so einen Widerwillen. Nun liegt das Korsett in meiner Rattantruhe – neben meiner Gymnastikmatte – und schläft dort, statt mir mir in meinem Bett. Meine Gymnastikmatte darf mindestens zweimal in der Woche raus aus der Truhe, das Korsett muss jetzt erst mal drin liegen bleiben.

Ich bin mir aber doch noch nicht ganz sicher, wie ich verfahren soll: Probiere ich es erneut und zwänge mich rein, oder lasse ich es in der Truhe ein paar Jahre liegen, bis es endlich reif zum Wegwerfen ist? Heute Abend kommt wie jeden Abend „Das perfekte Dinner“. Das dauert eine knappe Stunde, in dieser einen Stunde könnte ich mir die Kochsendung anschauen und mich noch mal darauf einlassen, aber wenn ich leide, ziehe ich es gleich wieder aus.
19.06 Uhr
Völlig ausgeschlossen … es geht nicht. Ich bin eingeklemmt, es tut weh und ich bin total deprimiert. Nein, das tue ich mir nicht an.